Wir fordern die Aufnahme des Diskriminierungsmerkmals »Elternschaft« in § 1 des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) bzw. eine Ergänzung des AGG – z.B. nach dem österreichischen Vorbild, wonach in der Arbeitswelt niemand »Auf Grund des Geschlechtes, insbesondere unter Bezugnahme auf den Familienstand oder den Umstand, ob jemand Kinder hat, unmittelbar oder mittelbar diskriminiert werden darf.« (§ 4 GlBG).
Eine entsprechende Regelung im AGG würde alle berufstätigen Eltern, unabhängig von Familienstand und vom Geschlecht umfassen: Mütter, Väter, egal ob alleinerziehend, oder in gleichgeschlechtlicher Partnerschaft – vom Minijobber bis zur Geschäftsführerin. Sie alle wären durch eine klare gesetzliche Grundlage vor Benachteiligungen geschützt, könnten Anspruch auf Schadensersatz geltend machen und sich im Diskriminierungsfall auf eine Beweislastumkehr stützen.
Darüberhinaus wollen wir einen öffentlichen Dialog in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zum Thema Diskriminierung von Eltern, insbesondere in der Arbeitswelt, anstoßen.
In unserem Eckpunktepapier wird die Zielsetzung von »Pro Parents« ausführlich beschrieben, Hintergründe erläutert und die Notwendigkeit für die Erweiterung des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) aus unserer Sicht dargelegt.
Sandra Runge ist Rechtsanwältin, Fachanwältin für Arbeitsrecht und Mutter zweier Söhne aus Berlin. Sie berät seit zehn Jahre Eltern, insbesondere Mütter, zu allen Rechtsfragen und Benachteiligungen im Zusammenhang mit Schwangerschaft, Elternzeit und Wiedereinstieg. Sie ist Aktivistin für Elternrechte und weist über soziale Netzwerke und als Autorin immer wieder auf rechtliche Misstände hin. Sie ist zudem Mitgründerin von Coworking Toddler, ein Kinderbetreuungskonzept, das Kita und Arbeitsplatz unter einem Dach vereint, um Eltern eine bessere Vereinbarkeit von Job und Familie zu ermöglichen.
»Männer, die sich als Väter für die Familie engagieren, laufen bis heute Gefahr, im Unternehmen den Respekt und die Wertschätzung der Kollegen zu verlieren. Entscheiden sich Väter trotzdem dazu, längere Elternzeit zu nehmen, bedeutet das leider meist immer noch einen Karriereknick. Statt Väter wegen ihrer Entscheidung zu diskriminieren, könnten Unternehmen von den Kompetenzen, die sich die Männer als Väter aneignen, profitieren. Wir unterstützen #ProParents, damit Eltern nicht länger diskriminiert werden, wenn sie ihre Eltern- und berufliche Rolle aktiv leben wollen.«
»Im Gegensatz zu meinen Freundinnen, hatte ich das Glück nie aufgrund meines Elternstatus berufliche Nachteile zu erfahren. Nur: Sowas darf nicht von Glück abhängen. Das muss normal sein. Wer hervorragende Arbeit leistet, sollte nie überlegen müssen, ob das bloße Erwähnen von Kindern einem Nachteile verschafft«
»Niemand bezweifelt ernsthaft, dass Frauen auf dem Arbeitsmarkt diskriminiert werden, insbesondere Alleinerziehende und Mütter mehrerer Kinder. Es ist höchste Zeit, dagegen etwas zu unternehmen.«
Foto: Martina Goyert
»Die Pandemie macht deutlich, welche Anspruchsgruppen maßgeblich für die Entwicklung politischer Rahmenbedingungen sind – Eltern und Familien sind es nicht, Alleinerziehende schon gar nicht. Die Bedürfnisse von Eltern finden seit vielen Jahren keine ausreichende Beachtung. Es ist allerhöchste Zeit, dies zu ändern. #proparents ist die richtige Antwort auf diese Entwicklungen.«
Foto: Ingo Heine/ADS
»Wer Fürsorge für ein Kind oder pflegebedürftige Angehörige leistet, erfährt im Arbeitsleben immer wieder Diskriminierung statt Wertschätzung. Das zeigt sich auch bei Anfragen an unser Beratungsteam immer wieder: Es beginnt bei der Bewerbung, bei der Kinder ein Einstellungshindernis sind, geht über Mobbing, fehlende Aufstiegsmöglichkeiten im Job bis hin zu Kündigungen. Wie weit das Problem reicht, lassen wir derzeit mit einer empirischen Studie zu Diskriminierungsrisiken fürsorgender Erwerbstätiger im
Kontext von Schwangerschaft, Elternzeit und Pflege von Angehörigen untersuchen. Das Thema ist auch vor dem Hintergrund der EU-Vereinbarkeitsrichtlinie relevant und aktuell, die bis Sommer 2022 von Deutschland in nationales Recht umgesetzt werden muss. Eine Initiative, die sich für einen stärkeren Schutz fürsorgender Angehöriger einsetzt, begrüßen wir deshalb sehr.«
»Ich unterstütze die Kampagne #proparents, weil ich in meinem eigenen Arbeitsleben und durch die Erlebnisberichte befreundeter oder bekannter Eltern erlebt habe, wie oft Mütter und Väter in der Arbeitswelt diskriminiert werden. Mütter werden vor oder nach der Elternzeit zur Aushilfe degradiert oder ihnen wird die Karriere verwehrt, Väter werden beim Wunsch nach Eltern- oder Teilzeit belächelt.
Familien bilden die Basis unserer Gesellschaft und Eltern leisten mit ihrer Care-Arbeit eine unsichtbare, jedoch unglaublich wichtige Arbeit. Wir dürfen ArbeitnehmerInnen nicht losgelöst von ihren familiären Verpflichtungen betrachten, sondern sie in ihrer unbezahlten wie bezahlten Arbeit zuhause oder am Arbeitsplatz gleichermaßen unterstützen. Dass Eltern diskriminiert werden, geschieht täglich und das muss endlich aufhören.«
»Berufliche Perspektiven und Karrierechancen dürfen nicht mit einer Elternschaft enden! Ich unterstütze die Initiative #ProParents, weil ich daran glaube, dass Chancengleichheit am Arbeitsplatz möglich ist und wir mit Elternschaft als anerkanntem Diskriminierungsmerkmal im AGG diesem Ziel ein gutes Stück näherkommen.
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»Familien werden in allen politischen Belangen immer nur als ›mitzudenken‹ angesehen. Sie haben defacto keine Lobby. Das muss aufhören! Eltern werden zu oft benachteiligt und diskriminiert. Sie stehen oft zwischen Stühlen und fühlen sich zurecht allein gelassen. Diese Initiative kann die Zukünfte von Eltern verändern und verdient daher unser ganzes Engagement und unseren Respekt.«
Foto: Anna Peschke
»Ich unterstütze die Kampagne #proparents, weil es keinen dringenderen Zeitpunkt gibt, um Rechte für alle Eltern gesetzlich zu verankern. Eltern – vor allem Mütter – stehen aktuell mehr denn je unter dem Druck, alle Anforderungen unter einen Hut zu bekommen und werden dabei komplett auf der Strecke gelassen. Als Selbstständige und Mutter fühle ich mich seit fast einem Jahr komplett ignoriert von sämtlichen politischen Entscheidungen. #proparents legt einen Grundstein für die Zukunft, damit Eltern sich nicht mehr zwischen Kindern und Karriere entscheiden müssen – um dafür spätestens in der Rente bezahlen zu müssen.«
»Eltern sollten beim Arbeitgeber und bei den Kollegen gehört und verstanden werden. Ich möchte kein schlechtes Gewissen haben nur weil ich nicht Vollzeit tätig bin oder kürzer treten muss, weil mein Kind krank ist!«
»Diejenigen, die sich um die schwächsten der Gesellschaft kümmern, benötigen den besonderen Schutz aller. Deswegen unterstütze ich #proparents.«
»Wer wird sich denn sonst für die Eltern einsetzen, wenn nicht Eltern selber?«
»Ich hatte Glück: Das Baby, sechs Monate alt, rief mich mein jetziger Chef an und fragte mich, ob ich nicht für ihn arbeiten wolle. Er wusste: ich habe zwei Kinder. Er stellte mich ein, ich habe familienfreundliche Arbeitszeiten und werde gleichberechtigt zu kinderlosen Kolleg*innen behandelt. Das ist nicht die Regel, eher die Ausnahme. Ich will aber, dass Fairness und Gerechtigkeit nicht von Glück abhängen. Deshalb unterstütze ich die Kampagne #proparents aus ganzem Herzen.«
»Eltern zu werden ist ein lebensveränderndes Ereignis, das neue Blickwinkel, Kompetenzen und Belastbarkeiten zu Tage bringt. Statt als Potential wird Elternschaft im beruflichen Alltag leider zu Unrecht als Nachteil gesehen. Wir unterstützen #proparents damit Eltern die faire Chance bekommen, zu beweisen, welchen enormen positiven Impact ihre Erfahrungen und Werte für unser soziales und wirtschaftliches Miteinander haben.«
»Es gibt Menschen mit und Menschen ohne Kinder. Für die berufliche Wahrnehmung, Chancen und den Umgang mit ihnen macht das in Deutschland noch einen viel zu großen Untetschied. Das AGG hat eine klare Schützlücke. Die Tatsache, dass sie nicht geschlossen wird sondern bestritten, zeigt wie schwer Vereinbarkeit von Beruf und Familie für beide Geschlechter noch immer ist.«
»Elterndiskriminierung am Arbeitsplatz ist real, das erlebe ich immer wieder im Gespräch mit neuen Mitarbeiter:innen oder im Austausch mit Unternehmer:innen. Arbeitgeber:innen müssen mehr Verantwortung übernehmen. Wenn wir Vereinbarkeit und Gleichberechtigung wirklich leben und in der Gesellschaft verankern möchten, dann geht das nur durch Schutz der Elternrechte am Arbeitsplatz – und zwar für Frauen und Männer gleichermaßen.«
»In Deutschland sind Eltern in der Arbeitswelt immer noch viel zu wenig sichtbar. Mütter, die in der Teilzeit abgestellt werden, Väter, denen die Elternzeit verweigert wird – das ist noch der Regelfall. Dabei kann es anders gehen. Alles was wir brauchen ist nur eine kleine Revolution. Deshalb sind wir gern Teil der #proparents Kampagne.«
»Ich unterstütze die Kampagne #proparents, weil es nicht sein kann, dass die vielbeschworene Vereinbarung von Familie und Beruf fast nicht existiert. Die Corona Krise zeigt dies nur noch deutlicher, was seit Jahren brodelt: Familie, Bildung und Vereinbarkeit von Familie und Beruf haben kaum einen Stellenwert und werden lieblos abgearbeitet. Wenn ich einen Tag vor Ende meiner Elternzeit die Kündigung per Bote erhalte, der Mann gekündigt wird, weil er sich um die Kinder kümmert, dann frage ich mich: Was genau läuft denn hier schief?! Wovor haben Arbeitgeber solche Angst, wenn Menschen Kinder bekommen? Wie kann ein Arbeitsleben für Eltern besser aussehen? Es wird niemals optimal sein, aber Leistungsdruck, diskriminierende Kündigungen oder schlechtere Jobs allein weil ein Mensch Kinder hat, sind keine gute Zukunftsmusik für die Generation von Morgen und auch nicht von heute. «
Foto: Simona Kehl
»Eltern müssen die Gewissheit haben: Entscheide ich mich für Kinder, lande ich im Job nicht auf dem Abstellgleis! Und gesetzlich ist es deshalb notwendig zu regeln, dass Elternschaft nicht zur Diskriminierung führen darf. Das würde die Rechte von Müttern und Vätern stärken.«
»Wir brauchen deine Stimme!«
»Wir brauchen deine Stimme!«
»Wir brauchen deine Stimme!«
»Wir brauchen deine Stimme!«
Beispiele für Elterndiskriminierungs-Klassiker, teilweise sind diese über andere Diskriminierungsmerkmale wie etwa Geschlecht vom AGG erfasst:
Die Corona-Krise war und ist dabei das viel zitierte Brennglas. Sie hat gnadenlos die Schwachstellen im System offenbart. Wir haben jetzt die einmalige Chance, diese Schwachstellen zu sehen, zu benennen, zu diskutieren und ja, auch zu beheben. Lassen Sie uns doch einfach mal das Kind beim Namen nennen, um im Bild zu bleiben: Eltern werden in Deutschland benachteiligt. Das ist besonders fatal, weil Kinder die Zukunftsträger sind. Und Eltern agieren als ihre Schatzmeister. Diese Rolle muss unseres Erachtens einfach mehr an Bedeutung gewinnen. In unserer idealen Zukunft werden die Probleme der Gegenwart nicht auf den Schultern der Kinder und ihren Eltern abgeladen und in die Zukunft verschoben werden.
Die Erkenntnisse dieser Krise – positive und negative – können und wollen wir nutzen, um langfristig und nachhaltig Veränderungen herbeizuführen.
Und dafür brauchen wir die entsprechenden gesetzlichen Rahmenbedingungen.
Durch eine Beweislastumkehr wie im AGG (§ 22) muss ein Arbeitgeber beweisen, dass er NICHT diskriminiert hat, wenn Diskriminierungsopfer Indizien für eine Diskriminierung beweisen kann